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BARS Angel Portrait: Andreas Kochhäuser

30.03.2017

Andreas Kochhäuser ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Schatzmeister der Business Angels Region Stuttgart und seit 1990 erfolgreich im Private Equity und Venture Capital Geschäft tätig. Bei 3i, einem führenden internationalen Private Equity Unternehmen, war er Mitglied der Geschäftsleitung der 3i Deutschland GmbH. 2008 gründete er zusammen mit einem Partner die Beteiligungsgesellschaft EiKaM - Eigenkapital für den Mittelstand. Im Interview berichtet er unter anderem darüber, was ihn als Business Angel antreibt und wie Business Angels bei der Entwicklung von Startups helfen können.

 

1. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in Startups zu investieren? Was motiviert Sie dabei besonders?

Während meiner früheren Zeit bei einem Privat Equity Unternehmen, habe ich intensiv mit verschiedenen Business Angels zusammengearbeitet. Schon damals war meine Begeisterung groß für das Thema, jedoch war mir streng untersagt (conflict of interest) mich selbst direkt an Unternehmen zu beteiligen. Deswegen bin ich nun als Business Angel tätig, um die Startups voran zu bringen und Teil von dem spannenden Umfeld zu sein.

 

2. Welche Eigenschaften sollte ein Business Angel Ihrer Meinung nach haben, um erfolgreich zu sein?

Er sollte unbedingt neugierig auf Neues sein und aus Fehlern schnell lernen. Das Interesse sollte nicht nur ans Geld gekoppelt sein, er sollte mit seinem Know-how und seiner Unterstützung die Startups voranbringen. Kommerziell ja, aber nicht gierig. Das wichtigste, so denke ich, ist eine gehörige Portion Menschenkenntnis und die Fähigkeit, die Teams richtig einzuschätzen.

 

3. Welche Vorteile haben Business Angel Netzwerke und was bringt es Business Angels, sich in einem Netzwerk zu organisieren?

Durch ein gutes Netzwerk - wie beispielsweise der Business Angels Region Stuttgart e.V. - bekommt man mehr Dealflow. Man kann Kompetenzen mit anderen Business Angeln bündeln und somit den Startups mehr Support zur Verfügung stellen.

 

4. Haben Sie Erfahrungen mit gemeinsamen Beteiligungen mehrerer Business Angels? Welche Vorteile können sich daraus für Business Angels und für Startups ergeben?

Man kann sich austauschen, die eigenen Fähigkeiten ausbauen und gesamtheitlich dem Startup helfen voran zu kommen. Die Arbeitslast kann bei einigen Stellen geteilt werden.

 

5. In welche Branchen möchten Sie investieren?

Besonders interessieren mich Startups im Bereich Internet. Die Digitalisierung wird noch über Jahre hinaus viele Branchen stark verändern und es wird immer wieder spannende Entwicklungen und Geschäftsmöglichkeiten geben.

 

6. Wie suchen Sie bzw. wie finden Sie Ihre Beteiligungsmöglichkeiten? Welche Qualitäten müssen Startups mitbringen, um Sie von einem Investment zu überzeugen? Was sind für Sie die größten Ausschlusskriterien für ein Investment?

Die Startups kommen meist durch diverse lokale Organisationen und mein Netzwerk zu mir. Man unterstützt sich gegenseitig, tolle, neue und spannende Projekte zu finden.

Der Startup muss mit seinem Geschäftsmodell einen großen Markt adressieren und dabei ein Konzept, welches hohe Skalierbarkeit erlaubt, verfolgen.

Die für den Erfolg des Startups kritischen Kompetenzen müssen unbedingt vom Gründungsteam abgedeckt sein. Sie dürfen nicht von zusätzlich zu suchenden Personen abgedeckt werden müssen und schon gar nicht von Dritten Unternehmen eingekauft werden. Zu einem guten Mix an erforderlichen Fähigkeiten im Team zählen mitunter strategisches Denken, Umsetzungsstärke und Verkaufsbegabung.

 

7. Wie können Sie mithelfen, dass die Startups, an denen Sie beteiligt sind, sich erfolgreich entwickeln und wachsen?

Mit meinem generellen unternehmerischen Know-how versuche ich die Startups jederzeit zu unterstützen. Zusätzliches Augenmerk richte ich auf die Zusammensetzung der Finanzierungspartner schon bei der Seed-Runde. D.h. ich versuche schon frühzeitig weitere Finanzierungspartner (zusätzlich zu den Business Angels) mit in das Finanzierungskonzept einzubeziehen. Damit hat man bei zusätzlichem Kapitalbedarf grundsätzlich mehr Finanzierungskapazität (sowohl im positiven als auch im negativen Fall) und kann zügiger eine weitere Finanzierungsrunde organisieren.

 

8. Wie beurteilen Sie die Gründerszene in Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern? Gibt es aus Ihrer Sicht Verbesserungspotential?

In Deutschland gibt es mehrere Hotspots der Gründerszene, z.B. Berlin, Hamburg und München. Baden-Württemberg spielt derzeit was Startups betrifft noch nicht in der 1. Liga. In den Stadtstaaten ist die Gründerszene stark konzentriert und somit finden Kapital und Startup einfacher zusammen. In Baden-Württemberg haben wir einige große Städte (z.B. Karlsruhe, Mannheim, Heilbronn, Ulm, Stuttgart) in denen jeweils eine kleinere Gründerszene herrscht. Das Bundesland hat es bisher noch nicht geschafft, die Aktivtäten der Gründerszene zu bündeln. Bisher gibt es nach meiner Kenntnis nur ein Gründer-Event, welches für ganz Baden-Württemberg stattfindet, alle anderen sind primär lokal auf die Großstädte ausgelegt. Ich denke, eine zentral vom Bundesland organisierte Anlaufstelle für die Gründer, die Finanzierungsanfragen strukturiert aufarbeitet und an die einschlägigen potentiellen Finanzierungspartner in Baden-Württemberg versendet wäre sehr hilfreich. Damit wäre die Chance für die Startups Finanzierung zu bekommen, erhöht. Etwas Vergleichbares wird zum Beispiel in Bayern erfolgreich praktiziert.