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BARS Angel Portrait: Dr. Joachim Maier

30.08.2018

Dr. Joachim Maier ist seit 2016 als Business Angel tätig. Seit 2017 ist er sowohl Mitglied bei den Business Angels Region Stuttgart als auch beim Cyber Forum, Karlsruhe. Davor war er u.a. 15 Jahre CFO der im Lebensmitteleinzelhandel tätigen Schwarz Gruppe.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in Startups zu investieren? Was motiviert Sie dabei besonders?

In meiner Tätigkeit als CFO eines schnell wachsenden, global tätigen Handelsunternehmens habe ich die „Gründerzeit Europäische Union“ über 20 Jahre hinweg intensiv erlebt. Als zukunftsorientierter Mensch möchte ich nun im Rahmen meiner Möglichkeiten, d.h. mit einem bescheidenen Budget gepaart mit beruflichem Erfolgswissen, bei der „Gründerzeit Digitale Welt“ mitwirken. Dazu eignen sich meines Erachtens Startups hervorragend.

Welche Eigenschaften sollte ein Business Angel Ihrer Meinung nach haben, um erfolgreich zu sein?

Wir Business Angel brauchen Mut und Demut zugleich. Wir müssen bereit sein, uns immer wieder in die investierten Unternehmen hineinzudenken und die Erwartungshaltung an uns und unser Investment permanent hinterfragen. Die Arbeit ist wirklich intensiv und nicht vergleichbar mit Investments in gemanagten Fonds. Der Lohn der Arbeit ist nicht nur in Geld sondern auch in persönlichen Erfahrungen zu messen.

Welche Vorteile haben Business Angel Netzwerke und was bringt es Business Angels, sich in so einem Netzwerk zu engagieren?

Netzwerke helfen, um sich zu orientierten, sich Aufgaben zu teilen und geben auch neue Chancen für neue persönliche Kontakte und ggf. sogar neue Freundschaften.

Haben Sie Erfahrungen mit gemeinsamen Beteiligungen mehrerer Business Angels? Welche Vorteile können sich daraus für Business Angels und Startups ergeben?

Meist investiere ich zusammen mit anderen Business Angels. Man „kennt“ sich, man „schätzt“ sich, man kann mehr Erfahrungsschatz sowohl bei der Auswahl als auch bei der späteren Betreuung einbringen. Man „kämpft“ auch besser gemeinsam, wenn es mal „eng“ wird und oft wird es mal „eng“.

Wie suchen bzw. wie finden Sie Ihre Beteiligungsmöglichkeiten? Welche Qualitäten müssen Startups mitbringen, um Sie von einem Investment zu überzeugen?

Die besten Investments kommen über persönliche Kontakte. Mir ist das Gründerteam und dessen „innere Haltung“ mittlerweile fast wichtiger als das Geschäftsmodell. Ganz wichtig ist für mich auch eine frühzeitige gnadenlose ehrliche Einschätzung des notwendigen Kapitals  zur „Durchfinanzierung“ bis zum nächsten großen Ziel. Damit verbunden ist für mich dann auch der ehrliche Umgang mit resultierenden Konsequenzen für die Gründer und Investoren.

Wie intensiv engagieren Sie sich als Business Angel für Ihre Startups und in welchem zeitlichen Umfang bringen sie sich in Ihre Beteiligungen ein? Sind sie auch ins operative Geschäft der Startups eingebunden?

Zunehmend engagiere ich mich aktiver. Vor allem helfe ich bei den Themen Vertrieb und Organisation. Einer meiner wichtigsten Punkte ist die Frage nach der Story, die bei der nächsten Finanzierungsrunde erzählt werden soll, ... was muss bis dahin alles erfolgreich geschehen sein ..., damit können wir als Business Angel  „positive Unruhe“ erzeugen und den richtigen Ressourceneinsatz herausarbeiten und den wirklichen Kundennutzen des Geschäftsmodells klären.

Welche positiven und welche negativen Erfahrungen konnten sie bislang mit der Partnerschaft mit jungen Unternehmen machen? Welche Kompromisse muss man z.B. eingehen wenn man sich an Startups beteiligt?

Die meisten Startups unterschätzen die Zeit. Die Burnrate ist gnadenlos, gerade in der Phase bis nachhaltige Umsätze kommen. Die Startups müssen schnell entscheiden, probieren und ggf. wieder gegensteuern, vor allem im Vertrieb.

Welche Investitionssummen investieren Sie in eine Beteiligung? Wie entscheiden Sie über die Höhe der Summe, mit der Sie sich an einem Startup beteiligen? Wie gehen Sie bei der Unternehmensbewertung vor?

Ich investiere zwischen 75.000 und 200.000 € bevorzugt mit Fördermitteln der BaFa. Sehr kritisch bin ich beim Finanzbedarf und einhergehend bei der Unternehmensbewertung. Oft wird der Finanzbedarf zu niedrig aufgerufen, weil man nicht zu viele Anteile bei noch niedriger Bewertung abgeben will. Ich habe nun schon wiederholt Gründer erlebt, die nach einem Jahr sagen, dass sie besser von Anfang an mehr Geld hätten einsammeln sollen. Damit wären sie viel schneller vorangekommen und hätten auch den Unternehmenswert schneller gesteigert.

Sind Sie auch an Investments interessiert, an denen externe Investoren wie z.B. VC-Gesellschaften oder etablierte Unternehmen beteiligt sind? Was sind die Vor- und Nachteile bei der Kooperation mit zusätzlichen, externe Investoren?

Mittlerweile schätze ich auch solche Konstellationen. Auch Management-Fees von VCs finde ich in Ordnung, wenn entsprechende Leistungen dahinter stehen. Auch strategische Investoren sind willkommen, sofern die „Hygiene“ stimmt, d.h. das Startup nicht eingeschränkt wird. Gerade als Business Angel können wir hier notwendige verschriftlichte Spielregeln einfordern und nachhalten.

Was waren bislang Ihre besten und schlechtesten Erfahrungen bzw. Ihre größten Erfolge und Ihre größten Misserfolge?

Da ich erst seit kurzem als Business Angel investiere, gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Erfolge im Sinne eines erfolgreichen Exits. Erfolge gibt es allerdings im Form erreichter Milestones und höherer Nachfolgerunden und ganz wichtig: ich habe tolle Menschen kennengelernt, mit denen man richtig etwas bewegen kann und wirklich Spaß bei der Arbeit hat! Misserfolge gibt es auch, z.B. eine niedrigere Runde, Zwischenfinanzierungen, Enttäuschungen über das persönliche Verhalten von Gründern oder Mitinvestoren, vor allem, wenn es mal „stürmt“. Aber das gehört eben auch dazu.

Insgesamt ziehe ich heute ein sehr positives Fazit: Ich möchte meine neue Arbeit als Business Angel nicht mehr missen ... ich arbeite mit engagierten Gründern, mit mutigen und kritischen Mitinvestoren zusammen und das in einem dynamischen, zukunftsorientierten Umfeld ... was will man mehr!